Mitte August 2025 wurde die lang erwartete und großangelegten Studie zu Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt schwangerer Frauen (ELSA) veröffentlicht. Das ELSA-Forschungsprojekt liefert qualitative und quantitative Ergebnisse zu ungewollten ausgetragenen und abgebrochenen Schwangerschaften aus der Perspektive von Frauen, aber auch aus der Sich von Fachverbänden, beratenden Fachkräften und anderen Expertinnen und Experten im Zusammenhang mit der medizinischen und psychosozialen Versorgung.
Helena Scherer von der AWO-Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte in Hagen erinnert: „In der vergangenen Legislatur war die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen durch einen moderaten und ausgewogenen Gesetzentwurf von Grünen, SPD und Linken an Union und FDP gescheitert. Es liegen nun erstmals umfassende Daten zur Situation von Frauen vor, die ungewollte Schwangerschaften austragen oder abbrechen, zu den psychosozialen Versorgungsangeboten sowie zu den Schwangerschaftsabbrüche durchführenden bzw. nicht durchführenden Ärztinnen und Ärzten.“
Die Studie beschreibt auf knapp 1000 Seiten neben vielen weiteren Aspekten eine schlechte Versorgungslage für ungewollt Schwangere, sowie weite Anfahrtswege, eine Stigmatisierung von Betroffenen und eine hohe Kostenbelastung. Die Handlungsempfehlungen beinhalten u.a. eine Liberalisierung und Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, die Verbesserung der Informationszugänge, eine wohnortnahe, bedarfsgerechte und flächendeckende Versorgung, die Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen und das Recht auf umfassende Beratung. Zudem wird angeregt, Verhütungsmittel kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Aus Sicht der AWO-Schwangerschaftskonfliktberatung ist für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Frauen eine Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs zentral: „Erst mit einer Neuregelung im Schwangerschaftskonfliktgesetz (und nicht im Strafgesetzbuch) können die gesetzlichen Spielräume entstehen, um die Empfehlungen umzusetzen und so zu einer Entstigmatisierung von Frauen im Schwangerschaftskonflikt und deren Lebensrealität beitragen.“